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Channel: stillen – Kinder haben …und glücklich leben!
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Ein Kleinkind abstillen

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Ich wollte euch die ganze Zeit noch eine kleine Geschichte erzählen. Und zwar die, wie ich einmal das Räupchen abgestillt habe. Das dreijährige Räupchen, diese kleine Saufziege, die gefühlt nie genug von Mamas Milch kriegen konnte. Hatte sie irgendwann aber doch. Das hatte ich beschlossen. Und das ist die Geschichte:

Beginnen wir in der Gegenwart. Ich sitze vor ein paar Tagen nämlich mit dem Töchterlein in der Badewanne und wie so oft erzählt sie mir, wie schön das wird, wenn erst das neue Baby geboren ist. „Dann brauchen wir ganz viel Milch! Und Brei. Babybrei, oder Mama?“. Ja, sage ich, aber Brei vielleicht auch nicht, den hast du auch nie gemocht. Und die Milch, ergänze ich, die müssen wir ja nicht kaufen. Denn wo kommt die noch mal her?

Das Räupchen guckt mit verwirrt an. Und ich begreife: Sie hat es vergessen! Einfach so, innerhalb von ein paar Monaten hat sie schlicht und einfach vergessen, wo die Milch für Babys herkommt. Ich bin erschüttert. Dann muss ich lachen. Ich zeige auf meine Brüste, die praktischerweise gerade nackt sind und auch ausnahmsweise mal nach Brüsten aussehen. Schon zu Beginn der Schwangerschaft hab ich gefühlt links und rechts ein Kilo Brust zugenommen.

„Hast du das etwa vergessen?!“

Das Räupchen starrt ausdruckslos meine Brüste an. „Da, Süße, aus meinen Brüsten kommt doch bald wieder die Milch. Hast du das vergessen? Du hast doch selbst bis vor kurzem noch draus getrunken!“. Da bewegt sich plötzlich irgendwas in des Töchterleins Gesicht. Aha, da war ja was! Sie grinst mich an: „Ach, stimmt ja“, sagt sie etwas verlegen. Dann wechselt sie das Thema, mehr warmes Wasser ist jetzt wichtiger.

Später erzähle ich die Geschichte dem Liebsten, der auch direkt laut lachen muss. Wer hätte das gedacht? Da stillt man ein Kind bis es über drei Jahre alt ist, macht sich lauter Gedanken zum richtigen Abstill-Moment, verlängert immer wieder, weil das große Baby doch so sehr dran hängt. Und dann ist das Lieblingsgetränk innerhalb kürzester Zeit einfach aus dem kindlichen Gedächtnis ausgelöscht. So schlimm kann es demnach wirklich nicht gewesen sein.

War es aber auch ehrlich gesagt nicht. Das letzte halbe Jahr unserer Stillzeit war sowieso durch ein „Hin und wieder trinken“ geprägt. Wenn das Räupchen krank oder in schlechter Stimmung war, wenn sie nachts schlecht schlief oder tagsüber ein Nickerchen brauchte, wollte sie teils noch mehrmals am Tag Milch trinken. Immer wieder gab es aber auch ganze Tage, an denen ich sie gar nicht mehr stillte. Trotzdem wollte sie nicht von ganz allein aufhören.

Finaler Abstillgrund: Schwangerschaft

Den ausschlaggebenden Faktor brachte dann meine Schwangerschaft. Vorher war der Grund für das lange Weiterstillen einfach dieser gewesen: Es machte mir nicht viel aus. In meiner Freiheit eingeschränkt war ich schon lange nicht mehr, denn ein gestilltes Kleinkind kann auch gut Stunden oder Tage ohne Milch leben. Außerdem war das Räupchen ohnehin immer eine sehr genügsame Milchraupe, wir hatten einfach nie Stress. Das Stillen war im Gegenteil sehr gemütlich, beruhigte uns beide. Ich hatte diesmal keine Schmerzen oder sonstigen unangenehmen Gefühle. Das änderte sich jedoch, als ich wieder schwanger wurde. Innerhalb weniger Wochen fing es einfach an, zu wehzutun.

Dadurch fiel es mir dann plötzlich sehr leicht, zu sagen: Nein. Meine Einstellung war klar, das Nein fest und stark. Und deswegen ging es dann vermutlich auch ganz leicht. Bestimmt auch aufgrund von Räupchens Alter. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich manchmal schon bemühte, zu verstehen, warum sie nun keine Milch mehr durfte. Klar war sie an den ersten zwei, drei Tagen manchmal sauer, aber sie vergaß den Grund für ihren Unmut jedes Mal schnell wieder.

Alles schnell vergessen

Ich würde echt sagen, nach zwei, drei Tagen war es schon vorbei und das Stillen war vergessen. Eine lustige Situation gab es noch, als ich das Räupchen wenige Wochen nach dem Abstillen fragte, ob sie noch manchmal dran denkt oder es vermisst. Da wurde sie richtig wütend und schrie mich an: „Lass mich in Ruhe!“. Aha, OK, Verdrängung ist auch eine Taktik, dachte ich amüsiert. Wie erfolgreich sie das Stillen verdrängt hat, ist mir dann jetzt, wiederum einige Wochen später umso klarer.

Im Rückblick finde ich ziemlich prima, wie das alles gelaufen ist. Ich weiß nicht, ob ich bereit bin, noch einmal so lange zu stillen. In erster Linie hängt das wohl auch von dem jeweiligen Kind an, das man erwischt. Mit dem Räupchen war es wunderbar, ihren großen Bruder hätte ich wohl nur mit völliger Selbstaufgabe meiner eigenen Bedürfnisse ein Jahr oder länger lang stillen können.

Und das neue Baby?

Wie es also mit dem neuen Baby wird? Keine Ahnung. Was ich aber schon weiß: Wir werden auf jeden Fall versuchen, das Baby möglichst früh an die Flasche zu gewöhnen. Beim Räupchen hatten wir da leider keine Chance. Beim Hübchen habe ich das abwechselnd-füttern-können dagegen als sehr entlastend erlebt. Letztlich haben beide Wege aber gut zu den entsprechenden Kindern, ihrem sehr unterschiedlichen Temperament und ihren Bedürfnissen gepasst. Daher bin ich zuversichtlich, dass sich auch mit dem neuen Baby wieder der genau richtige Weg finden wird.

Jetzt schauen wir erst mal, dass das Baby fertig wird. Und ich genieße die paar Monate ohne ein Kind an der Brust! Ist ja auch mal wieder schön.

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